Blackfoot – die Indianer der Plains
Geographische Region: Plains und Prärien
(nördliches Montana und südliches Alberta).
Sprachgruppe: Algonkin
Wohnstätte: Plains Tipi
Hauptnahrungsquellen: Großwild, Büffel
Untergruppen: Blackfoot, Blackfeet, Piegan und Blood
Die Blackfoot (Schwarzfüsse) verkörpern die typischen Indianer der nordamerikanischen Steppen und Prärien, also die Indianer der Plains schlechthin. Sie gehören zu den numanisch-sprechenden Stämmen. Historisch waren sie mit den nomadisch lebenden Atsina verbunden. Sie lebten ausschließlich vom Büffel, aus dessen Häuten sie ihre Kleidung und Ihre Tipis fertigten und das Fleisch als Nahrung. Unmittelbar am Rande der Rocky Mountains die sie das "Rückrat des Landes" nannten, stießen sie in den Ebenen von Montana und Alberta zum ersten Mal auf Weiße. Früher soll sich ihr Territorium bis zu den Großen Seen erstreckt haben. Wegen ihrer Abhängigkeit vom Büffel gewöhnten sich die Blackfeet bei ihrer Jagd rasch an den Gebrauch von Pferden, als diese im 18. Jahrhundert verfügbar wurden. Sie unterhielten große Pferdeherden und genossen einen Ruf als hervorragende Reiter. Der Besitz der neuen Feuerwaffen machte sie darüber hinaus zu furchterregenden Kriegern. Sie griffen nicht nur benachtbarte Stämme an, sondern auch die wenigen weißen Siedler, die sich in ihre entlegenen Jagdgründe gewagt hatten. Beritten und mit Gewehren ausgerüstet, wurden sie gern als die Herren der nördlichen Plains angesehen. Mit Gewehren und den Pferden ließen sich die Büffel leichter erlegen und bei den anderen Stämmen waren die Blackfeet gefürchtet. Mit einer Pockenepidemie begann 1836 der Abstieg des einst so mächtigen Stammes. Gegen 1870 hatte sich die Zahl der Blackfeet um ein Drittel verringert. Die komerzielle Jagd der Büffel durch die Weißen brachte sie um ihre Lebensgrundlage. Schon 1883 war der Bison so gut wie ausgerottet. Im "Hungerwinter" 1883/84 starben allein in Montana über 600 Blackfeet-Indianer. Charles M.Russell, der damals in Montana lebte hat ihre traditionelle Lebensweise um die Jahrhundertwende in seinen Bildern festgehalten. Die Blackfeet hatten eine hochentwickelte Religion voller Mystik und geheimer Riten. Medizinmänner und Schamanen spielten dabei eine herausragende Rolle. Heute sind die meisten Blackfeet katholisch, aber auch ihre traditionelle Religion hält sich noch immer am Leben. Reservate der Blackfeet trifft man in Alberta (mit 7310 Einwohnern, 1967) und in den traditionellen Stammesgebieten von Montana (mit 6715 Einwohnern, 1985) an. Die wichtigste Stadt im Blackfeet-Gebiet ist Browning in Montana, wo es ein Museum der Plains-Indianer zu gibt. Einige Blackfeet leben im Fort Hall-Reservat in Idaho. Mehr als 5000 Stammesangehörige der Blackfeet
leben zudem außerhalb der Reservate. Der Stammesbund der Blackfeet aus der Sprachfamilie der Algonkin setzte sich aus den Stämmen der Kainah (Blood), Piegan (Pikunni) und Siksika zusammen, die sich nochmals in sieben Bünde aufteilten. Die frühen Wohngebiete der Blackfeet sollen Anfang des 17. Jahrhunderts noch in den großen Wäldern der heutigen Staaten Ontario und Manitoba gelegen haben, der Heimat vieler Algonkinstämme, doch ist sich die Wissenschaft über den genauen Standort nicht einig. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts zogen die Kainah Richtung Westen auf die Grasländer und die Rocky Mountains zu, mußten sich ihren Weg aber durch die Gebiete der schon berittenen Shoshoni hart erkämpfen. Von hinten wurden sie durch die ebenfalls nach Westen vorstoßenden Piegan bedrängt, die sich ihrerseits durch die Plains Cree und die Assiniboin bedroht fühlten. Beide Stämme hatten durch kanadische Händler schon früh Feuerwaffen erhalten. Erst als die Blackfeet selber in Besitz von Pferden und Gewehren kamen, gelang ihnen die Festsetzung im Gebiet des heutigen Montana und des kanadischen Saskatchewan und Alberta. Wie weit der spanische Einfluß ging, zeigt, daß die Blackfeet zusammen mit dem Pferd auch eine Art Panzer übernahmen. Er war bei ihnen lediglich aus Leder, verschwand aber schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Territorium der Blackfeet hatte zu Anfang des 19. Jahrhunderts seine größte Ausdehnung und reichte von den Rocky Mountains bis zum Mündungsgebiet des Milk River in den Missouri und von Saskatchewan bis hinunter in den heutigen Yellowstone Nationalpark. Den Namen Blackfeet erhielten die drei Stämme durch Ihren Brauch, die Mokassins schwarz einzufärben. Nach einer anderen Version durch die Wanderung über die verbrannte Grassteppe.
Prächtige Lederkleidung und Schmuck.
Ein Blackfeet-Lager mit seinen malerisch gekleideten Mensch und bunt bemalten Tipis muß einen großartigen Anblick geboten haben. Der Maler Catlin hat seine Eindrücke folgendermaßen zu Papier gebracht: " Es gibt vielleicht, mit Ausnahme der Krähen-Indianer (Crows), keinen Stamm in Nordamerika, der sich bequemer und prächtiger kleidet, als die Schwarzfüße. Beide Stämme unterscheiden sich wenig hinsichtlich der Kostbarkeit und Eleganz des Kostüms, sowie der Stoffe. Die Näherei und Verzierungen mit Stacheln des Stachelschweins (Quill), die einen Hauptschmuck ihrer Staatskleider bilden sind bei jedem Stamme verschieden, so daß jeder, der sich mit diesen Moden etwas vertraut gemacht hat, sogleich danach den Stamm zu bestimmen vermag. So bestand z.B. die Kleidung des erwähnten Häuptlings, den ich zeichnete, in einem Hemde oder Tunika aus zwei Hirschhäuten, mit den Halsteilen abwärts und so aneinandergefügt, das die Hinterläufe zusammengenäht waren und die Nähte längs des Armes von den Schultern bis zu den Handknöcheln hinliefen. Jede Naht war mit einer zwei Zoll breiten, sehr schönen Stickerei von Stacheln des Stachelschweins bedeckt, und vom unteren Rande derselben, von der Schulter bis zur Hand, hingen Fransen von schwarzem Haar, das er von ihm getöteten Feinden geraubt hatte. Die Beinkleider bestanden aus demselben Stoff. Von der Hüfte bis zum Fuße hinab war ein Streifen von der gleicher Breite und auf gleiche Weise mit Stachelschweinsborsten und Haarlocken verziert, angebracht." Auch Schmuck und die Abzeichen verdienen spezielle Erwähnung. Sie konnten ein Statussymbol sein, wie das Halsband aus Bärenkrallen, das den Träger als besonderen Jäger auswies. Man jagte den Bären mit Vorliebe nach dem Winterschlaf, während welchem seine Vorderkrallen mit weißen Spitzen bis zu 12 Zentimeter lang werden konnten. Die Bisonhörnerkappe mit einer Schleppe von Federn des Gold- oder Steinadlers war Attribut eines hervorragenden Kriegers. Nicht jeder Schmuck war ein Rangabzeichen oder hatte eine symbolische Bedeutung. Man trug den Zierrat auch aus reiner Freude an Farben und Formen. Als Material dienten Muscheln, Knochen, Vogelschnäbel, Federn, Pferde- und Menschenhaar, später Glasperlen und metallene Gegenstände, die zu allen Arten von Ketten, Ohr- und Haargehängen sowie Bein- und Armschmuck verarbeitet wurden. Die Festkleider der Frauen waren mit hoch im Kurs stehenden Wapitizähnen verziert. Für beide Geschlechter war ein langer Brustschmuck aus dünnen Röhrenknochen sehr beliebt, die bei den Männern horizontal, bei den Frauen vertikal auf dünne Lederriemen aufgezogen wurden. Bei den Tänzen gaben sie einen besonderen rhythmischen und optischen Effekt. Die bei allen Indianern heiliggehaltene Gastfreundschaft wurde sehr gepflegt, und das gemeinsame Rauchen der Pfeife garantierte jedem Gast seine Unantastbarkeit.
Die Gesellschaft der "Fish-Eater" der Kainah aß Fisch, den sie in Reusen fing. Pferde und Hunde wurden nur in Notzeiten geschlachtet. Die Blackfeet und Crow waren die einzigen Plains-Indianer, die Tabak anbauten. Die Crow besaßen sogar eine Tabakgesellschaften, deren Mitglieder unter Durchführung komplizierter Riten den Tabak in einem besonderen Garten aussähten. Die von beiden Stämmen angepflanzte Nicotiana mutrivalsis diente nur zeremoniellen Zwecken und wurde bei den Blackfoot pulverisiert, zusammen mit Fleisch, als Opfer in den Fluß geworfen. Bei zermoniellen Handlungen rauchte man
eine andere Sorte, die Nicotiana quadri-valsis. Mit dem Tabakopfer wurden die Wasserungeheuer besänftigt, die in Form von gehörnten Riesenschlangen (die Gestalt wechselt von Stamm zu Stamm) den Menschen in die Tiefe ziehen konnte. Diese Monster lagen in ständiger Fehde mit dem "Donnervogel", der in den Plains als großer Adler mit geschlossenen Augen durch die Lüfte zog. Öffnete er sie, schossen die Blitze über den Himmel, und das Donnern seiner Schwingen ließ Alt und Jung erzittern. Er war gefürchtet und verehrt, denn er brachte auch den langersehnten Regen und ließ die Beeren groß und süß werden. Im Herbst zog er mit den andern Vögeln in Richtung Süden, kam aber in jedem Frühjahr zurück, um die neu erwachende Natur anzukündigen. Wir finden den Donnervogel, symbolisiert durch die verschiedensten Zeichen, durch ganz Nordamerika bis nach Südamerika hinunter. Dort tritt an die Stelle des Stein- oder Goldadlers der Kondor. Jeder der drei Blackfeet - Stärmme bildete eine unabhängige Einheit, einen gemeinsamen Oberhäuptling hat es nie gegeben. Man kannte auch kein erbliches Häuptlingstum. Den Rang eines Häuptlings innerhalb einer Gruppe erreichte man nur durch außergewöhnliche Führungseigenschaften sowie Erfahrung als Jäger und Krieger. Bestimmend für alle Entscheidungen war ein Stammesrat, dem er vorstand. Eine zahlenmäßig große Gruppe konnte mehrere Häuptlinge haben, deren Aufgabenbereich je nach Begabung und Wissen verschiedene Schwerpunkte hatte. In die im Aufbau recht komplizierten Altersbünde, mit für unsere Ohren fantasievoll klingenden Namen, mußten sich die Männer nach und nach einkaufen. Die Bezeichnung der Bünde wechselte von Stamm zu Stamm, ebenso wie ihre Aufgaben variierten. Sie bezogen sich im allgemeinen auf den sozialen Bereich, die Einhaltung von Ordnung im Lager und auf der Jagd, sowie im Bund der Bisonstiere auf die Erhaltung der Stammestradition. Bei den Kainah und Siksika existierten auch Frauenbünde, die aber nie die Bedeutung der Bünde ihrer weiter östlich lebenden Schwestern erhielten. Bei den Bestattungsarten überwogen die Gerüst- und Baumbestattungen. In seltenen Fällen wurde ein Mensch in einem Tipi oder einer Höhle beigesetzt, eine Form, die bei fehlenden Grabbeigaben schon als eine Art Aussetzung angesehen werden darf. Wissler berichtet daneben von kleinen Holzhäuschen auf Hügeln, in denen berühmte Häuptlinge oder Krieger ihre letzte Ruhe fanden.
Heilige Bündel und Sonnentanz
Den langen Winter verbrachten die Blackfeet gruppenweise im Schutz der Täler und zwischen Bäumen die Schnee und Sturm abhielten und das Leben im Tipi etwas erleichterten. Im Frühjahr, wenn der Ruf der nach Norden ziehenden Wildgänse das Erwachen der Natur ankündigte, wurde es auch im Lager lebendig. Man rüstete sich zur Wanderung in die sommerlichen Jagdgebiete. In der letzten Nacht vor dem Aufbruch versammelten sich die Männer zum Kriegstanz, mit dem man dem Großen Geheimnis für den gut überstandenen Winter dankte. Der zweite Teil des Tanzes war als Bitte um Mut und Kraft gegen eventuelles Unheil im kommenden Jahr zu verstehen. Inmitten der Tanzenden brannte ein riesiges Feuer, in dem die Familien, die während des Winters einen Angehörigen verloren hatten, die Kleider und Bisonroben des Toten und große Fleischstücke verbrannten. Die Verstorbenen waren unsichtbar anwesend und beobachteten, ob alle Regeln genau eingehalten wurden, ähnlich wie wir es bei den Maidu in Kalifornien wiederfinden. Am andern Morgen wurden die Tipis abgebrochen, die Zeltdecken am Boden ausgebreitet, nach einem besonderen Schema zusammengelegt und auf den Packsätteln befestigt. Der restliche Hausrat fand seinen Platz auf dem Travois. Der "Feuermann" füllte seinen Feuerträger, ein Stück hohlen Birkenstamm, mit glühenden Holzstücken und reichlich Zunder und regelte die Luftzufuhr sparsam mit einem Verschluß. Dieses kostbare Gut trug er den ganzen Tag bei sich, um abends am Lagerplatz jedem Tipi etwas Glut abgeben zu können. In der Zeit bis zum Juni richtete sich die Wanderung der einzelnen Gruppen nach dem Zug der Bisonherden mit ihren jungen Kälbern deren weiches Leder man neben Antilopenfell für die Bekleidung der Frauen und Kinder brauchte. Anfang Juni vereinigte sich jeder Stamm zur Durchführung seines bedeutendsten Festes in einem großen Lager, in dem die Tipis in einem nach Osten offenen Kreis aufgestellt wurden. Die Nahrungsbeschaffung für eine derartige Menschengruppe war nicht einfach und erforderte, daß die drei Stämme ihre Lager weit voneinander entfernt aufstellen mußten und jeder Stamm den "Sonnentanz" für sich allein feierte. Nach eingehenden Forschungen von Leslie Spier kam die Zeremonie mit den algoninschen Cheyenne und Arapaho nach dem Westen. Von den südlichen Cheyenne wurde die mehrere Tage dauernde Zeremonie "Fest in der Neulebenshütte" genannt, eine Bezeichnung, die dem Grundgedanken des Festes am weitesten entgegenkommt. Die Arapaho, Cheyenne und Gros Verntre führten in ihrer Zeremonialhütte mit den nur ihnen gänzlich bekannten Texten die gesamten Schöpfungsmythen auf, durch die die Erde mit Pflanzen und all ihren Kreaturen nach einer urzeitlichen Katastrophe wieder neu geschaffen wurde. Werner Müller nennt den Sonnentanz "Neulebensfeier". Der Name Sonnentanz entstand wahrscheinlich durch einige Sioux-Stämme, die beim Tanz in die Sonne starrten, und auch die Ponca nannten ihn "Tanz des in die Sonne Sehens". Nach und nach wurde die Bezeichnung Sonnentanz auf alle Stämme übertragen, nicht ohne Schuld der Fachliteratur, und muß heute akzeptiert werden. Die Blackfoot übernahmen den Sonnentanz erst Anfang des 19.Jahrhunderts, die Kainah sollen ihn 1818 zum erstenmal durchgeführt haben. Dem ausgeprägten indianischen Individualismus entsprechend integrierten die verschiedenen Stämme die Zeremonien in ihre bereits bestehenden religiösen Bräuche und paßten sie ihren Gepflogenheiten an. Bei den Blackfoot spielten die verschiedenen Medizinbündel eine zentrale Rolle, die sie auch in der Sonnentanzzeremonie beibehielten. Die historisch ältesten und mit größter Kraft versehenen Biberbündel durften ursprünglich nur in Notzeiten und unter Abhaltung mehrtägiger Gesänge und Riten geöffnet werden. Man schrieb ihnen u. a. die Wirkung zu, Bisonherden anzulocken. Ihr Inhalt konnte aus einem Vogelbalg, Krallen, einem Bison-schwanz, Pfeilspitzen, Süßgras und Sagebrush bestehen; wichtigster Inhalt aber war stets die heilige Röhrenpfeife. Um die Wirkung des Bündels noch zu verstärken, legte man Bisonschädel in der Steppe nieder, die den Herden den Weg in die Nähe des Lagers weisen sollten. Später wurde das Biberbündel im Frühjahr und Herbst zur Tabakaussaat und -ernte geöffnet, da man die Pfeife in den Zeremonien zu Ehren der Biber rauchte, die nach Glauben des Stammes dem Initiator des Bündelkultes einst den ersten Tabaksamen schenkten. Aus den Biberbündeln entwickelten sich, unter Annahme des neuen Kultes, die Sonnentanzbündel, die ebenfalls das heilige Pfeifenrohr enthielten. Diese Bündel wurden durch Medizinmänner in besonderen Tipis gehütet. Sie sind nicht identisch mit Medizinmännern oder- Frauen, die aufgrund ihrer Erfahrung und durch Visionen in der Lage waren, Kranke zu heilen. Es kam allerdings vor, daß eine Person beide Funktionen ausübte. Neben diesen Stammesbündeln gab es heilige Bündel, welche in privatem Besitz waren und die man samt den mit ihm verbundenen Ritualen und Tabus nur durch Gegengaben in Form von Pferden usw. erwerben konnte. Je mehr Macht einem Bündel zugesprochen wurde, um so schwieriger war es, in seinen Besitz zu gelangen. Im engsten Zusammenhang mit den Bündeln stand die Bemalung des Tipis eines Bündelinhabers. Die Bemalung der Bündel und die damit verbundenen religiösen Handlungen bildeten eine Einheit. Die Malereien waren in erster Linie religiöse Motive und gaben den Inhalt von Visionen oder Träumen eines Zeltinhabers wieder. Der magische Schutz der Malereien gegen Krankheit und sonstige Schicksalsschläge fand seine Ergänzung in der Kraft des Bündels. Wurde es weitergegeben, ging auch die Bemalung an den neuen Besitzer über. Hauptmotive der Zeltmalereien waren in erster Linie Naturphänomene. Die Zeltspitze war stets schwarz gefärbt. Weiße Kreise bezeichneten Sterne, bei denen man bekannte Konstellationen wie den Großen Wagen, Orion, Plejadem u.a.m. erkennen konnte. Manchmal tauchte auch das Sonnenmotiv auf. Der untere Zeltrand war dunkel, bisweilen gelb oder rot gefärbt. Weiße Kreise symbolisierten hier vorn Himmel gefallene Sterne. Im Zwischenbezirk malte der Eigentümer seine Erlebnisse. Dies konnten weitere Himmelskörper, das Erdsymbol, der Donnervogel und die verschiedensten Tierpaare sein, von denen das männliche Tier auf der Südseite, das weibliche auf der Nordseite dargestellt war. Bei den Blackfeet gab es im Zusammenhang mit der Durchführung des Sonnentanzes eine Besonderheit. Die Leitung der Zeremonie lag in den Händen einer Frau, einer Medizinfrau. Sie konnte in einer schweren Notlage oder bei der Heilung eines Patienten das Gelübde geleistet haben, im folgenden Jahr den Sonnentanz zu leiten. Natürlich war nur eine mit außergewöhnlichen weiblichen Tugenden und Fähigkeiten ausgestattete Frau in der Lage, das mit vielen Entbehrungen verbundene Amt, auszuüben. Als erstes mußte sie ein Sonnentanzbündel erwerben. Schon allein das war mit erheblichen Opfern verbunden, und die damit übernommenen Tabus mußten von ihrer ganzen Familie eingehalten werden. War im Hochsommer nach der großen Jagd die Zeit für die Zeremonien gekommen, suchte die Frau nach einem geeigneten Festplatz. Schon vorher hatte sie Familie und Freunde gebeten, ihr mindestens 100 Bisonzungen zu besorgen, die später gekocht, einen Teil der Opfergaben, und der Festmahlzeit bildeten. Auch sandte man Boten zu andern Stämmen und lud sie ein, mit Abordnungen an dem Ereignis teilzunehmen. Für die Frau begann eine aufreibende Zeit. Von Anfang der großen Zeremonien an durften weder sie noch ihr Mann Nahrung zu sich nehmen. Während vier Tagen führte sie das ganze Lager - gleich einer großen Prozession, die immer wieder mit Beten, Gesängen und dem Verweilen in der Schwitzhütte unterbrochen wurde - zum Festplatz, den man am vierten Tag erreichte. Am nächsten Morgen schlugen junge Männer in der Umgebung die passenden Bäume für die Zeremonialhütte. Der Mittelpfahl, ein besonders gut und gerade gewachsener Baum, wurde kriegsmäßig angegriffen, seiner Äste beraubt, unter dem Kriegsruf gefällt (getötet) und mit Triumph zum Festplatz geschleift. Rings um den Mittelpfahl rammten die Männer im nötigen Abstand neun oben gegabelte junge Stämme ein, die man mit Querstämmen untereinander und mit dem Mittelpfosten nach oben verband. Die Wand wurde, bis auf den nach Osten liegenden Eingang, mit jungen, belaubten Ästen verkleidet. Das Dach ließ man offen, damit die Sonne hineinscheinen konnte. Währenddessen fand im Tipi der Medizinfrau die feierliche Öffnung des Sonnentanzbündels, des sogenannten Natoasbündels statt. Die Frau wurde in ein kostbares, nur während des Sonnentanzes getragenes Gewandes aus Wapitileder gekleidet. Der eindrucksvolle Kopfputz bestand aus Adlerfedern und Hermelinfellen. Dazu trug sie einen heiligen Grabstock. Am Abend zog die Frau mit ihrem Gefolge zur inzwischen fertiggestellten Sonnentanzhütte. Bei den acht bis zehn Tage dauernden Zeremonien, die immer wieder mit Fasten und Aufenthalt in der Schwitzhütte unterbrochen wurden, tanzten die Männer der verschiedenen Bünde um den Mittelpfahl, stellten in Pantomimen ihre Taten dar und warfen für jede der geschilderten Episoden ein Stück Holz ins Feuer, das beim Pfahl unterhalten wurde. Je höher die Flamme stieg und den oben am Pfahl befestigten Bisonschwanz erreichte, um so mehr wurde der Betreffende gefeiert. Die mit dem Sonnentanz verbundenen Selbsttorturen, bei denen sich einige Männer aufgrund von Gelübden der Sonne weihten, haben Teile der Blackfeet höchstwahrscheinlich von den Arapaho übernommen. Diese Opferhandlung wurde bei den Kainah mehr praktiziert als bei den Piegan, während sie bei den Siksika ganz fehlte. Die Teilnehmer boten einen außergewöhnlichen Anblick und waren bis auf das Durchziehtuch nackt. Die weißbemalten Körper hatten auf Gesicht, Schulter und Armen blaue Punkte, auf den Armen zudem noch blaue Wellenlinien. Auf Brust und Rücken sowie am Kinn symbolisierten Kreise die Sonne, auf der Stirn war die Sichel des Mondes zu sehen. Um den Hals trugen die Tänzer Ketten aus Dentaliumperlen mit Schmuck aus Federn und Skalphaar. Ein Gehilfe band nun an Hand- und Fußgelenken noch Büschel von Sagebusch fest, ein anderer brachte auf Brust und Rücken je zweiparallel laufende Schnitte an. Durch die Brustwunden wurde je ein Riemen gezogen und am Mittelpfahl befestigt. An den Rie-men der Rückenschnitte hing über der linken Schulter eine Trommel. Der Tänzer schritt nun zum Mittelpfahl, verrichtete seine Gebete, ging langsam wieder zurück und lehnte sich mit seinem ganzen Körpergewicht rückwärts, bis die Riemen sich spannten und an den Wunden zerrten. Während der ganzen Zeit blies der Mann auf einer aus einem Röhrenknochen des Adlers hergestellten Pfeife. Nach vielen Stunden riß er zuerst die Trommel und dann sich selber mit letzter Kraft von den Riemen los und sank erschöpft zu Boden. Im Tipi wurden die Wunden mit heilkräftigen Kräutern bedeckt, und voll Stolz konnte er später seine Narben zeigen, die ihn als besonders tapferen Mann auswiesen. Das Zusammentreffen eines ganzen Stammes bot, außer den großen kultischen Ereignissen, Gelegenheit für weitere bedeutsame Handlungen, wie etwa den Einkauf in den nächsthöheren Altersbund, eine Namengebung oder gar den Erwerb eines heiligen Bündels. In den religiösen Bereich gehörte ferner das Reifenspiel, bei dem ein mit Netzwerk versehener Reifen über den Boden gerollt wurde. Mit einem Wurfstab mußte versucht werden, in die Mitte des Netzes zu treffen. Das Netz nimmt Bezug auf die mythische Spinne, deren Gewebe ein Erdsymbol ist. Das Reifenspiel bildet eine gewisse Parallele zu dem im Südosten bekannten Chungke-Spiel mit einer Steinscheibe, dort Symbol der Sonne. Der glückliche Besitzer eines Steinfetisches (inskim) fand Zeit, mit einem Tabakopfer die seinem Steinfetisch innewohnende Kraft, Bisonherden anzuziehen, zu erneuern. Der kleine Stein war bisonähnlich geschnitzt und ermächtigte seinen Besitzer, eine Gruppe nach erfolgreicher Jagd in sein Tipi einzuladen. Bei den benachbarten Crow spielten schön gefärbte und polierte Steine, die zum Teil als Schmuck getragen wurden, eine noch größere Rolle. Man glaubte gar an männliche und weibliche Steine, die zusammen Nachkommen zeugen konnten. Auch für den Erwerb einer guten Tabakpfeife war die Gelegenheit günstig, denn es gab nur wenige Männer, die die Kunst des Pfeifenschnitzens verstanden. Die älteste Form der Pfeife für den nicht zeremoniellen Gebrauch entwickelte sich aus dem Calumet, dem heiligen Pfeifenrohr. Sie bestand aus einem hölzernen Stiel und dem aus Stein geschnitzten Kopf, der gerade aufgesetzt war. Später trat die sogenannte Micmac-Pfeife in den Vordergrund. Der angewinkelte Pfeifenkopf wurde meist aus grauschwarzem Steatit geschnitzt, den der Hersteller nachträglich noch tiefschwarz einfärbte. Daneben verwendete man hellere Chlorit- und Sandsteinarten. Catlinit trat bei den Blackfoot erst im 19.Jahrhundert in Erscheinung. Große Geschicklichkeit und Geduld wurde zur Herstellung der Pfeifenrohre (heilige Gebetspfeife) aufgewendet, die mit Ritzzeichnungen und Quill verziert, schraubenförmig gewunden oder durchbrochen gearbeitet wurden. Der Rauchkanal verlief bei letzteren durchlaufend auf einer Seite. Die Vorliebe der Indianer für sportliche Wettkämpfe, seien es Pferderennen, Wettrennen oder Bogenschießen, bei denen auch Wetten abgeschlossen wurden, kam beim Stammestreffen ebenso auf die Rechnung wie ihre Freude an humorvollen und ironischen Geschichten, die von "Geschichtenerzählern" mit großem schauspielerischem Talent vorgetragen wurden. Es waren meist ältere Männer und Frauen mit viel Spürsinn für dramatische Effekte, deren Erzählungen aber stets einen moralisch-ernsten Hintergrund hatten. Neben einem reichen Schatz an Mythen und halbhistorischen Erzählungen besaß jedes Volk eine Fülle von humoristischen Geschichten, welche die immer wieder geäußerte Meinung widerlegen, der indianische Mensch hätte wenig Sinn für Humor und könnte nicht, so unbeschwert fröhlich sein wie andere. Der hier nur knapp wiedergegebene Sonnentanz ist in unterschiedlichsten und meist sehr komplizierten Formen in den Plains und zum Teil auch in den Prärien zu finden, fehlt aber z.B. bei den Mandan, Ponca, Pawnee und Wichita sowie bei vielen Süd-Sioux und den Comanche völlig. Die Weißen sahen im Sonnentanz eine gefährliche Zeremonie, eine "Vorbereitung zum Kampf", und verboten 1883 unter fadenscheinigen Argumenten die religiöse Handlung in allen Reservaten. Als der Demokrat F. D. Roosevelt 1933 zum neuen Präsidenten gewählt wurde, befand sich unter seinen Mitarbeitern Collier. Seinem Einsatz haben die Indianer manche Lockerung engstirniger Verordnungen zu verdanken, so auch die Aufhebung des Sonnentanzverbotes. Er wird heute wieder vielerorts als Höhepunkt des indianischen Jahres gefeiert, hat aber einiges von seiner ursprünglichen Bedeutung eingebüßt, die Selbsttorturen sind bis auf wenige Ausnahmen ganz verschwunden. Überlebt hat auch die Schwitzhütte, die durch den ganzen Kontinent bis nach Mexiko in Anwendung ist, und deren Ursprung man in Sibirien vermutet. Sie dient der Therapie bei Krankheiten, ebenso, wie der rituellen Reinigung und ist fester Bestandteil der Vorbereitungen für religiöse Feierlichkeiten oder
der Suche nach einer Vision.
Die Stellung der Frau
Wie bei vielen anderen Prärie- und Plains-Stämmen war es üblich, beide Geschlechter schon im Kindesalter zur Suche nach einer Vision anzuhalten. Die junge, angehende Blackfeetfrau hatte bei Ihrer Mutter oder weiblichen Verwandten eine regelrechte Lehre zu absolvieren, denn die Fellbearbeitung, die Herstellung von Kleidung und Behältern, die Kenntnisse für die Küche unddas Zubereiten von Pemmikan erforderten lange Erfahrung. Hinzu kam die Hilfe bei der Wartung der jüngerer Geschwister, beim Wasser- und Brennholzholen und der Beerenernte. So war der Arbeitstag oft mehr als ausgefüllt. Die sexuelle Aufklärung erfolgte, soweit das noch nötig war, durch die Großmutter. Wenn auch bei den patrilinear ausgerichteten Blackfeet die Frau längst nicht die Rolle im Stammesleben spielte wie bei den mutterrechtlich ausgerichteten Völkern des Ostens, wurde einer Frau, die in allen für die Indianer wichtigen Tugenden wie Fleiß, Geschicklichkeit, Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit erzogen worden war, doch große Achtung entgegengebracht. Frauen und Mädchen verbrachten die Tage während ihrer Menstruation in einem besonderen Tipi und durften weder Fleich essen, noch ihr Gesicht waschen. Auch Haarpflege war verboten. Bevor die Frauen in die Gemeinschaft zurückkehren durften, hatten sie ein Bad in fließendem Wasser zu nehmen, auch im Winter, wo sie oft zuerst das Eis forthacken mußten.
Die Grundausstattung der Kleidung eines Plainsindianers beinhaltet Lendenschurz, Schurzband oder Gürtel, Leggins und Hemd. Wobei man für den Lendenschurz vorzugsweise einen dünnen Wollstoff (z.B. Tradecloth) oder Leder benutzt. Dies gilt auch für Leggins und Hemd. Der Lendenschurz ist ein Rechteck mit den Maßen von ca. 30-35cm x 150-200cm, je nach Statur der jeweiligen Person. Beim Lederlendenschurz wird an den Enden die natürliche Form beibehalten. Zum Nähen der Kleidung und zum Sticken oder Quillen wird getrocknete Sehne verwendet, die aufgeteilt gute Fäden ergibt. Es besteht aber auch die Möglichkeit Kunstsehne (gewachstes Garn) oder Baumwollfaden zu verwenden.
(nördliches Montana und südliches Alberta).
Sprachgruppe: Algonkin
Wohnstätte: Plains Tipi
Hauptnahrungsquellen: Großwild, Büffel
Untergruppen: Blackfoot, Blackfeet, Piegan und Blood
Die Blackfoot (Schwarzfüsse) verkörpern die typischen Indianer der nordamerikanischen Steppen und Prärien, also die Indianer der Plains schlechthin. Sie gehören zu den numanisch-sprechenden Stämmen. Historisch waren sie mit den nomadisch lebenden Atsina verbunden. Sie lebten ausschließlich vom Büffel, aus dessen Häuten sie ihre Kleidung und Ihre Tipis fertigten und das Fleisch als Nahrung. Unmittelbar am Rande der Rocky Mountains die sie das "Rückrat des Landes" nannten, stießen sie in den Ebenen von Montana und Alberta zum ersten Mal auf Weiße. Früher soll sich ihr Territorium bis zu den Großen Seen erstreckt haben. Wegen ihrer Abhängigkeit vom Büffel gewöhnten sich die Blackfeet bei ihrer Jagd rasch an den Gebrauch von Pferden, als diese im 18. Jahrhundert verfügbar wurden. Sie unterhielten große Pferdeherden und genossen einen Ruf als hervorragende Reiter. Der Besitz der neuen Feuerwaffen machte sie darüber hinaus zu furchterregenden Kriegern. Sie griffen nicht nur benachtbarte Stämme an, sondern auch die wenigen weißen Siedler, die sich in ihre entlegenen Jagdgründe gewagt hatten. Beritten und mit Gewehren ausgerüstet, wurden sie gern als die Herren der nördlichen Plains angesehen. Mit Gewehren und den Pferden ließen sich die Büffel leichter erlegen und bei den anderen Stämmen waren die Blackfeet gefürchtet. Mit einer Pockenepidemie begann 1836 der Abstieg des einst so mächtigen Stammes. Gegen 1870 hatte sich die Zahl der Blackfeet um ein Drittel verringert. Die komerzielle Jagd der Büffel durch die Weißen brachte sie um ihre Lebensgrundlage. Schon 1883 war der Bison so gut wie ausgerottet. Im "Hungerwinter" 1883/84 starben allein in Montana über 600 Blackfeet-Indianer. Charles M.Russell, der damals in Montana lebte hat ihre traditionelle Lebensweise um die Jahrhundertwende in seinen Bildern festgehalten. Die Blackfeet hatten eine hochentwickelte Religion voller Mystik und geheimer Riten. Medizinmänner und Schamanen spielten dabei eine herausragende Rolle. Heute sind die meisten Blackfeet katholisch, aber auch ihre traditionelle Religion hält sich noch immer am Leben. Reservate der Blackfeet trifft man in Alberta (mit 7310 Einwohnern, 1967) und in den traditionellen Stammesgebieten von Montana (mit 6715 Einwohnern, 1985) an. Die wichtigste Stadt im Blackfeet-Gebiet ist Browning in Montana, wo es ein Museum der Plains-Indianer zu gibt. Einige Blackfeet leben im Fort Hall-Reservat in Idaho. Mehr als 5000 Stammesangehörige der Blackfeet
leben zudem außerhalb der Reservate. Der Stammesbund der Blackfeet aus der Sprachfamilie der Algonkin setzte sich aus den Stämmen der Kainah (Blood), Piegan (Pikunni) und Siksika zusammen, die sich nochmals in sieben Bünde aufteilten. Die frühen Wohngebiete der Blackfeet sollen Anfang des 17. Jahrhunderts noch in den großen Wäldern der heutigen Staaten Ontario und Manitoba gelegen haben, der Heimat vieler Algonkinstämme, doch ist sich die Wissenschaft über den genauen Standort nicht einig. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts zogen die Kainah Richtung Westen auf die Grasländer und die Rocky Mountains zu, mußten sich ihren Weg aber durch die Gebiete der schon berittenen Shoshoni hart erkämpfen. Von hinten wurden sie durch die ebenfalls nach Westen vorstoßenden Piegan bedrängt, die sich ihrerseits durch die Plains Cree und die Assiniboin bedroht fühlten. Beide Stämme hatten durch kanadische Händler schon früh Feuerwaffen erhalten. Erst als die Blackfeet selber in Besitz von Pferden und Gewehren kamen, gelang ihnen die Festsetzung im Gebiet des heutigen Montana und des kanadischen Saskatchewan und Alberta. Wie weit der spanische Einfluß ging, zeigt, daß die Blackfeet zusammen mit dem Pferd auch eine Art Panzer übernahmen. Er war bei ihnen lediglich aus Leder, verschwand aber schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Territorium der Blackfeet hatte zu Anfang des 19. Jahrhunderts seine größte Ausdehnung und reichte von den Rocky Mountains bis zum Mündungsgebiet des Milk River in den Missouri und von Saskatchewan bis hinunter in den heutigen Yellowstone Nationalpark. Den Namen Blackfeet erhielten die drei Stämme durch Ihren Brauch, die Mokassins schwarz einzufärben. Nach einer anderen Version durch die Wanderung über die verbrannte Grassteppe.
Prächtige Lederkleidung und Schmuck.
Ein Blackfeet-Lager mit seinen malerisch gekleideten Mensch und bunt bemalten Tipis muß einen großartigen Anblick geboten haben. Der Maler Catlin hat seine Eindrücke folgendermaßen zu Papier gebracht: " Es gibt vielleicht, mit Ausnahme der Krähen-Indianer (Crows), keinen Stamm in Nordamerika, der sich bequemer und prächtiger kleidet, als die Schwarzfüße. Beide Stämme unterscheiden sich wenig hinsichtlich der Kostbarkeit und Eleganz des Kostüms, sowie der Stoffe. Die Näherei und Verzierungen mit Stacheln des Stachelschweins (Quill), die einen Hauptschmuck ihrer Staatskleider bilden sind bei jedem Stamme verschieden, so daß jeder, der sich mit diesen Moden etwas vertraut gemacht hat, sogleich danach den Stamm zu bestimmen vermag. So bestand z.B. die Kleidung des erwähnten Häuptlings, den ich zeichnete, in einem Hemde oder Tunika aus zwei Hirschhäuten, mit den Halsteilen abwärts und so aneinandergefügt, das die Hinterläufe zusammengenäht waren und die Nähte längs des Armes von den Schultern bis zu den Handknöcheln hinliefen. Jede Naht war mit einer zwei Zoll breiten, sehr schönen Stickerei von Stacheln des Stachelschweins bedeckt, und vom unteren Rande derselben, von der Schulter bis zur Hand, hingen Fransen von schwarzem Haar, das er von ihm getöteten Feinden geraubt hatte. Die Beinkleider bestanden aus demselben Stoff. Von der Hüfte bis zum Fuße hinab war ein Streifen von der gleicher Breite und auf gleiche Weise mit Stachelschweinsborsten und Haarlocken verziert, angebracht." Auch Schmuck und die Abzeichen verdienen spezielle Erwähnung. Sie konnten ein Statussymbol sein, wie das Halsband aus Bärenkrallen, das den Träger als besonderen Jäger auswies. Man jagte den Bären mit Vorliebe nach dem Winterschlaf, während welchem seine Vorderkrallen mit weißen Spitzen bis zu 12 Zentimeter lang werden konnten. Die Bisonhörnerkappe mit einer Schleppe von Federn des Gold- oder Steinadlers war Attribut eines hervorragenden Kriegers. Nicht jeder Schmuck war ein Rangabzeichen oder hatte eine symbolische Bedeutung. Man trug den Zierrat auch aus reiner Freude an Farben und Formen. Als Material dienten Muscheln, Knochen, Vogelschnäbel, Federn, Pferde- und Menschenhaar, später Glasperlen und metallene Gegenstände, die zu allen Arten von Ketten, Ohr- und Haargehängen sowie Bein- und Armschmuck verarbeitet wurden. Die Festkleider der Frauen waren mit hoch im Kurs stehenden Wapitizähnen verziert. Für beide Geschlechter war ein langer Brustschmuck aus dünnen Röhrenknochen sehr beliebt, die bei den Männern horizontal, bei den Frauen vertikal auf dünne Lederriemen aufgezogen wurden. Bei den Tänzen gaben sie einen besonderen rhythmischen und optischen Effekt. Die bei allen Indianern heiliggehaltene Gastfreundschaft wurde sehr gepflegt, und das gemeinsame Rauchen der Pfeife garantierte jedem Gast seine Unantastbarkeit.
Die Gesellschaft der "Fish-Eater" der Kainah aß Fisch, den sie in Reusen fing. Pferde und Hunde wurden nur in Notzeiten geschlachtet. Die Blackfeet und Crow waren die einzigen Plains-Indianer, die Tabak anbauten. Die Crow besaßen sogar eine Tabakgesellschaften, deren Mitglieder unter Durchführung komplizierter Riten den Tabak in einem besonderen Garten aussähten. Die von beiden Stämmen angepflanzte Nicotiana mutrivalsis diente nur zeremoniellen Zwecken und wurde bei den Blackfoot pulverisiert, zusammen mit Fleisch, als Opfer in den Fluß geworfen. Bei zermoniellen Handlungen rauchte man
eine andere Sorte, die Nicotiana quadri-valsis. Mit dem Tabakopfer wurden die Wasserungeheuer besänftigt, die in Form von gehörnten Riesenschlangen (die Gestalt wechselt von Stamm zu Stamm) den Menschen in die Tiefe ziehen konnte. Diese Monster lagen in ständiger Fehde mit dem "Donnervogel", der in den Plains als großer Adler mit geschlossenen Augen durch die Lüfte zog. Öffnete er sie, schossen die Blitze über den Himmel, und das Donnern seiner Schwingen ließ Alt und Jung erzittern. Er war gefürchtet und verehrt, denn er brachte auch den langersehnten Regen und ließ die Beeren groß und süß werden. Im Herbst zog er mit den andern Vögeln in Richtung Süden, kam aber in jedem Frühjahr zurück, um die neu erwachende Natur anzukündigen. Wir finden den Donnervogel, symbolisiert durch die verschiedensten Zeichen, durch ganz Nordamerika bis nach Südamerika hinunter. Dort tritt an die Stelle des Stein- oder Goldadlers der Kondor. Jeder der drei Blackfeet - Stärmme bildete eine unabhängige Einheit, einen gemeinsamen Oberhäuptling hat es nie gegeben. Man kannte auch kein erbliches Häuptlingstum. Den Rang eines Häuptlings innerhalb einer Gruppe erreichte man nur durch außergewöhnliche Führungseigenschaften sowie Erfahrung als Jäger und Krieger. Bestimmend für alle Entscheidungen war ein Stammesrat, dem er vorstand. Eine zahlenmäßig große Gruppe konnte mehrere Häuptlinge haben, deren Aufgabenbereich je nach Begabung und Wissen verschiedene Schwerpunkte hatte. In die im Aufbau recht komplizierten Altersbünde, mit für unsere Ohren fantasievoll klingenden Namen, mußten sich die Männer nach und nach einkaufen. Die Bezeichnung der Bünde wechselte von Stamm zu Stamm, ebenso wie ihre Aufgaben variierten. Sie bezogen sich im allgemeinen auf den sozialen Bereich, die Einhaltung von Ordnung im Lager und auf der Jagd, sowie im Bund der Bisonstiere auf die Erhaltung der Stammestradition. Bei den Kainah und Siksika existierten auch Frauenbünde, die aber nie die Bedeutung der Bünde ihrer weiter östlich lebenden Schwestern erhielten. Bei den Bestattungsarten überwogen die Gerüst- und Baumbestattungen. In seltenen Fällen wurde ein Mensch in einem Tipi oder einer Höhle beigesetzt, eine Form, die bei fehlenden Grabbeigaben schon als eine Art Aussetzung angesehen werden darf. Wissler berichtet daneben von kleinen Holzhäuschen auf Hügeln, in denen berühmte Häuptlinge oder Krieger ihre letzte Ruhe fanden.
Heilige Bündel und Sonnentanz
Den langen Winter verbrachten die Blackfeet gruppenweise im Schutz der Täler und zwischen Bäumen die Schnee und Sturm abhielten und das Leben im Tipi etwas erleichterten. Im Frühjahr, wenn der Ruf der nach Norden ziehenden Wildgänse das Erwachen der Natur ankündigte, wurde es auch im Lager lebendig. Man rüstete sich zur Wanderung in die sommerlichen Jagdgebiete. In der letzten Nacht vor dem Aufbruch versammelten sich die Männer zum Kriegstanz, mit dem man dem Großen Geheimnis für den gut überstandenen Winter dankte. Der zweite Teil des Tanzes war als Bitte um Mut und Kraft gegen eventuelles Unheil im kommenden Jahr zu verstehen. Inmitten der Tanzenden brannte ein riesiges Feuer, in dem die Familien, die während des Winters einen Angehörigen verloren hatten, die Kleider und Bisonroben des Toten und große Fleischstücke verbrannten. Die Verstorbenen waren unsichtbar anwesend und beobachteten, ob alle Regeln genau eingehalten wurden, ähnlich wie wir es bei den Maidu in Kalifornien wiederfinden. Am andern Morgen wurden die Tipis abgebrochen, die Zeltdecken am Boden ausgebreitet, nach einem besonderen Schema zusammengelegt und auf den Packsätteln befestigt. Der restliche Hausrat fand seinen Platz auf dem Travois. Der "Feuermann" füllte seinen Feuerträger, ein Stück hohlen Birkenstamm, mit glühenden Holzstücken und reichlich Zunder und regelte die Luftzufuhr sparsam mit einem Verschluß. Dieses kostbare Gut trug er den ganzen Tag bei sich, um abends am Lagerplatz jedem Tipi etwas Glut abgeben zu können. In der Zeit bis zum Juni richtete sich die Wanderung der einzelnen Gruppen nach dem Zug der Bisonherden mit ihren jungen Kälbern deren weiches Leder man neben Antilopenfell für die Bekleidung der Frauen und Kinder brauchte. Anfang Juni vereinigte sich jeder Stamm zur Durchführung seines bedeutendsten Festes in einem großen Lager, in dem die Tipis in einem nach Osten offenen Kreis aufgestellt wurden. Die Nahrungsbeschaffung für eine derartige Menschengruppe war nicht einfach und erforderte, daß die drei Stämme ihre Lager weit voneinander entfernt aufstellen mußten und jeder Stamm den "Sonnentanz" für sich allein feierte. Nach eingehenden Forschungen von Leslie Spier kam die Zeremonie mit den algoninschen Cheyenne und Arapaho nach dem Westen. Von den südlichen Cheyenne wurde die mehrere Tage dauernde Zeremonie "Fest in der Neulebenshütte" genannt, eine Bezeichnung, die dem Grundgedanken des Festes am weitesten entgegenkommt. Die Arapaho, Cheyenne und Gros Verntre führten in ihrer Zeremonialhütte mit den nur ihnen gänzlich bekannten Texten die gesamten Schöpfungsmythen auf, durch die die Erde mit Pflanzen und all ihren Kreaturen nach einer urzeitlichen Katastrophe wieder neu geschaffen wurde. Werner Müller nennt den Sonnentanz "Neulebensfeier". Der Name Sonnentanz entstand wahrscheinlich durch einige Sioux-Stämme, die beim Tanz in die Sonne starrten, und auch die Ponca nannten ihn "Tanz des in die Sonne Sehens". Nach und nach wurde die Bezeichnung Sonnentanz auf alle Stämme übertragen, nicht ohne Schuld der Fachliteratur, und muß heute akzeptiert werden. Die Blackfoot übernahmen den Sonnentanz erst Anfang des 19.Jahrhunderts, die Kainah sollen ihn 1818 zum erstenmal durchgeführt haben. Dem ausgeprägten indianischen Individualismus entsprechend integrierten die verschiedenen Stämme die Zeremonien in ihre bereits bestehenden religiösen Bräuche und paßten sie ihren Gepflogenheiten an. Bei den Blackfoot spielten die verschiedenen Medizinbündel eine zentrale Rolle, die sie auch in der Sonnentanzzeremonie beibehielten. Die historisch ältesten und mit größter Kraft versehenen Biberbündel durften ursprünglich nur in Notzeiten und unter Abhaltung mehrtägiger Gesänge und Riten geöffnet werden. Man schrieb ihnen u. a. die Wirkung zu, Bisonherden anzulocken. Ihr Inhalt konnte aus einem Vogelbalg, Krallen, einem Bison-schwanz, Pfeilspitzen, Süßgras und Sagebrush bestehen; wichtigster Inhalt aber war stets die heilige Röhrenpfeife. Um die Wirkung des Bündels noch zu verstärken, legte man Bisonschädel in der Steppe nieder, die den Herden den Weg in die Nähe des Lagers weisen sollten. Später wurde das Biberbündel im Frühjahr und Herbst zur Tabakaussaat und -ernte geöffnet, da man die Pfeife in den Zeremonien zu Ehren der Biber rauchte, die nach Glauben des Stammes dem Initiator des Bündelkultes einst den ersten Tabaksamen schenkten. Aus den Biberbündeln entwickelten sich, unter Annahme des neuen Kultes, die Sonnentanzbündel, die ebenfalls das heilige Pfeifenrohr enthielten. Diese Bündel wurden durch Medizinmänner in besonderen Tipis gehütet. Sie sind nicht identisch mit Medizinmännern oder- Frauen, die aufgrund ihrer Erfahrung und durch Visionen in der Lage waren, Kranke zu heilen. Es kam allerdings vor, daß eine Person beide Funktionen ausübte. Neben diesen Stammesbündeln gab es heilige Bündel, welche in privatem Besitz waren und die man samt den mit ihm verbundenen Ritualen und Tabus nur durch Gegengaben in Form von Pferden usw. erwerben konnte. Je mehr Macht einem Bündel zugesprochen wurde, um so schwieriger war es, in seinen Besitz zu gelangen. Im engsten Zusammenhang mit den Bündeln stand die Bemalung des Tipis eines Bündelinhabers. Die Bemalung der Bündel und die damit verbundenen religiösen Handlungen bildeten eine Einheit. Die Malereien waren in erster Linie religiöse Motive und gaben den Inhalt von Visionen oder Träumen eines Zeltinhabers wieder. Der magische Schutz der Malereien gegen Krankheit und sonstige Schicksalsschläge fand seine Ergänzung in der Kraft des Bündels. Wurde es weitergegeben, ging auch die Bemalung an den neuen Besitzer über. Hauptmotive der Zeltmalereien waren in erster Linie Naturphänomene. Die Zeltspitze war stets schwarz gefärbt. Weiße Kreise bezeichneten Sterne, bei denen man bekannte Konstellationen wie den Großen Wagen, Orion, Plejadem u.a.m. erkennen konnte. Manchmal tauchte auch das Sonnenmotiv auf. Der untere Zeltrand war dunkel, bisweilen gelb oder rot gefärbt. Weiße Kreise symbolisierten hier vorn Himmel gefallene Sterne. Im Zwischenbezirk malte der Eigentümer seine Erlebnisse. Dies konnten weitere Himmelskörper, das Erdsymbol, der Donnervogel und die verschiedensten Tierpaare sein, von denen das männliche Tier auf der Südseite, das weibliche auf der Nordseite dargestellt war. Bei den Blackfeet gab es im Zusammenhang mit der Durchführung des Sonnentanzes eine Besonderheit. Die Leitung der Zeremonie lag in den Händen einer Frau, einer Medizinfrau. Sie konnte in einer schweren Notlage oder bei der Heilung eines Patienten das Gelübde geleistet haben, im folgenden Jahr den Sonnentanz zu leiten. Natürlich war nur eine mit außergewöhnlichen weiblichen Tugenden und Fähigkeiten ausgestattete Frau in der Lage, das mit vielen Entbehrungen verbundene Amt, auszuüben. Als erstes mußte sie ein Sonnentanzbündel erwerben. Schon allein das war mit erheblichen Opfern verbunden, und die damit übernommenen Tabus mußten von ihrer ganzen Familie eingehalten werden. War im Hochsommer nach der großen Jagd die Zeit für die Zeremonien gekommen, suchte die Frau nach einem geeigneten Festplatz. Schon vorher hatte sie Familie und Freunde gebeten, ihr mindestens 100 Bisonzungen zu besorgen, die später gekocht, einen Teil der Opfergaben, und der Festmahlzeit bildeten. Auch sandte man Boten zu andern Stämmen und lud sie ein, mit Abordnungen an dem Ereignis teilzunehmen. Für die Frau begann eine aufreibende Zeit. Von Anfang der großen Zeremonien an durften weder sie noch ihr Mann Nahrung zu sich nehmen. Während vier Tagen führte sie das ganze Lager - gleich einer großen Prozession, die immer wieder mit Beten, Gesängen und dem Verweilen in der Schwitzhütte unterbrochen wurde - zum Festplatz, den man am vierten Tag erreichte. Am nächsten Morgen schlugen junge Männer in der Umgebung die passenden Bäume für die Zeremonialhütte. Der Mittelpfahl, ein besonders gut und gerade gewachsener Baum, wurde kriegsmäßig angegriffen, seiner Äste beraubt, unter dem Kriegsruf gefällt (getötet) und mit Triumph zum Festplatz geschleift. Rings um den Mittelpfahl rammten die Männer im nötigen Abstand neun oben gegabelte junge Stämme ein, die man mit Querstämmen untereinander und mit dem Mittelpfosten nach oben verband. Die Wand wurde, bis auf den nach Osten liegenden Eingang, mit jungen, belaubten Ästen verkleidet. Das Dach ließ man offen, damit die Sonne hineinscheinen konnte. Währenddessen fand im Tipi der Medizinfrau die feierliche Öffnung des Sonnentanzbündels, des sogenannten Natoasbündels statt. Die Frau wurde in ein kostbares, nur während des Sonnentanzes getragenes Gewandes aus Wapitileder gekleidet. Der eindrucksvolle Kopfputz bestand aus Adlerfedern und Hermelinfellen. Dazu trug sie einen heiligen Grabstock. Am Abend zog die Frau mit ihrem Gefolge zur inzwischen fertiggestellten Sonnentanzhütte. Bei den acht bis zehn Tage dauernden Zeremonien, die immer wieder mit Fasten und Aufenthalt in der Schwitzhütte unterbrochen wurden, tanzten die Männer der verschiedenen Bünde um den Mittelpfahl, stellten in Pantomimen ihre Taten dar und warfen für jede der geschilderten Episoden ein Stück Holz ins Feuer, das beim Pfahl unterhalten wurde. Je höher die Flamme stieg und den oben am Pfahl befestigten Bisonschwanz erreichte, um so mehr wurde der Betreffende gefeiert. Die mit dem Sonnentanz verbundenen Selbsttorturen, bei denen sich einige Männer aufgrund von Gelübden der Sonne weihten, haben Teile der Blackfeet höchstwahrscheinlich von den Arapaho übernommen. Diese Opferhandlung wurde bei den Kainah mehr praktiziert als bei den Piegan, während sie bei den Siksika ganz fehlte. Die Teilnehmer boten einen außergewöhnlichen Anblick und waren bis auf das Durchziehtuch nackt. Die weißbemalten Körper hatten auf Gesicht, Schulter und Armen blaue Punkte, auf den Armen zudem noch blaue Wellenlinien. Auf Brust und Rücken sowie am Kinn symbolisierten Kreise die Sonne, auf der Stirn war die Sichel des Mondes zu sehen. Um den Hals trugen die Tänzer Ketten aus Dentaliumperlen mit Schmuck aus Federn und Skalphaar. Ein Gehilfe band nun an Hand- und Fußgelenken noch Büschel von Sagebusch fest, ein anderer brachte auf Brust und Rücken je zweiparallel laufende Schnitte an. Durch die Brustwunden wurde je ein Riemen gezogen und am Mittelpfahl befestigt. An den Rie-men der Rückenschnitte hing über der linken Schulter eine Trommel. Der Tänzer schritt nun zum Mittelpfahl, verrichtete seine Gebete, ging langsam wieder zurück und lehnte sich mit seinem ganzen Körpergewicht rückwärts, bis die Riemen sich spannten und an den Wunden zerrten. Während der ganzen Zeit blies der Mann auf einer aus einem Röhrenknochen des Adlers hergestellten Pfeife. Nach vielen Stunden riß er zuerst die Trommel und dann sich selber mit letzter Kraft von den Riemen los und sank erschöpft zu Boden. Im Tipi wurden die Wunden mit heilkräftigen Kräutern bedeckt, und voll Stolz konnte er später seine Narben zeigen, die ihn als besonders tapferen Mann auswiesen. Das Zusammentreffen eines ganzen Stammes bot, außer den großen kultischen Ereignissen, Gelegenheit für weitere bedeutsame Handlungen, wie etwa den Einkauf in den nächsthöheren Altersbund, eine Namengebung oder gar den Erwerb eines heiligen Bündels. In den religiösen Bereich gehörte ferner das Reifenspiel, bei dem ein mit Netzwerk versehener Reifen über den Boden gerollt wurde. Mit einem Wurfstab mußte versucht werden, in die Mitte des Netzes zu treffen. Das Netz nimmt Bezug auf die mythische Spinne, deren Gewebe ein Erdsymbol ist. Das Reifenspiel bildet eine gewisse Parallele zu dem im Südosten bekannten Chungke-Spiel mit einer Steinscheibe, dort Symbol der Sonne. Der glückliche Besitzer eines Steinfetisches (inskim) fand Zeit, mit einem Tabakopfer die seinem Steinfetisch innewohnende Kraft, Bisonherden anzuziehen, zu erneuern. Der kleine Stein war bisonähnlich geschnitzt und ermächtigte seinen Besitzer, eine Gruppe nach erfolgreicher Jagd in sein Tipi einzuladen. Bei den benachbarten Crow spielten schön gefärbte und polierte Steine, die zum Teil als Schmuck getragen wurden, eine noch größere Rolle. Man glaubte gar an männliche und weibliche Steine, die zusammen Nachkommen zeugen konnten. Auch für den Erwerb einer guten Tabakpfeife war die Gelegenheit günstig, denn es gab nur wenige Männer, die die Kunst des Pfeifenschnitzens verstanden. Die älteste Form der Pfeife für den nicht zeremoniellen Gebrauch entwickelte sich aus dem Calumet, dem heiligen Pfeifenrohr. Sie bestand aus einem hölzernen Stiel und dem aus Stein geschnitzten Kopf, der gerade aufgesetzt war. Später trat die sogenannte Micmac-Pfeife in den Vordergrund. Der angewinkelte Pfeifenkopf wurde meist aus grauschwarzem Steatit geschnitzt, den der Hersteller nachträglich noch tiefschwarz einfärbte. Daneben verwendete man hellere Chlorit- und Sandsteinarten. Catlinit trat bei den Blackfoot erst im 19.Jahrhundert in Erscheinung. Große Geschicklichkeit und Geduld wurde zur Herstellung der Pfeifenrohre (heilige Gebetspfeife) aufgewendet, die mit Ritzzeichnungen und Quill verziert, schraubenförmig gewunden oder durchbrochen gearbeitet wurden. Der Rauchkanal verlief bei letzteren durchlaufend auf einer Seite. Die Vorliebe der Indianer für sportliche Wettkämpfe, seien es Pferderennen, Wettrennen oder Bogenschießen, bei denen auch Wetten abgeschlossen wurden, kam beim Stammestreffen ebenso auf die Rechnung wie ihre Freude an humorvollen und ironischen Geschichten, die von "Geschichtenerzählern" mit großem schauspielerischem Talent vorgetragen wurden. Es waren meist ältere Männer und Frauen mit viel Spürsinn für dramatische Effekte, deren Erzählungen aber stets einen moralisch-ernsten Hintergrund hatten. Neben einem reichen Schatz an Mythen und halbhistorischen Erzählungen besaß jedes Volk eine Fülle von humoristischen Geschichten, welche die immer wieder geäußerte Meinung widerlegen, der indianische Mensch hätte wenig Sinn für Humor und könnte nicht, so unbeschwert fröhlich sein wie andere. Der hier nur knapp wiedergegebene Sonnentanz ist in unterschiedlichsten und meist sehr komplizierten Formen in den Plains und zum Teil auch in den Prärien zu finden, fehlt aber z.B. bei den Mandan, Ponca, Pawnee und Wichita sowie bei vielen Süd-Sioux und den Comanche völlig. Die Weißen sahen im Sonnentanz eine gefährliche Zeremonie, eine "Vorbereitung zum Kampf", und verboten 1883 unter fadenscheinigen Argumenten die religiöse Handlung in allen Reservaten. Als der Demokrat F. D. Roosevelt 1933 zum neuen Präsidenten gewählt wurde, befand sich unter seinen Mitarbeitern Collier. Seinem Einsatz haben die Indianer manche Lockerung engstirniger Verordnungen zu verdanken, so auch die Aufhebung des Sonnentanzverbotes. Er wird heute wieder vielerorts als Höhepunkt des indianischen Jahres gefeiert, hat aber einiges von seiner ursprünglichen Bedeutung eingebüßt, die Selbsttorturen sind bis auf wenige Ausnahmen ganz verschwunden. Überlebt hat auch die Schwitzhütte, die durch den ganzen Kontinent bis nach Mexiko in Anwendung ist, und deren Ursprung man in Sibirien vermutet. Sie dient der Therapie bei Krankheiten, ebenso, wie der rituellen Reinigung und ist fester Bestandteil der Vorbereitungen für religiöse Feierlichkeiten oder
der Suche nach einer Vision.
Die Stellung der Frau
Wie bei vielen anderen Prärie- und Plains-Stämmen war es üblich, beide Geschlechter schon im Kindesalter zur Suche nach einer Vision anzuhalten. Die junge, angehende Blackfeetfrau hatte bei Ihrer Mutter oder weiblichen Verwandten eine regelrechte Lehre zu absolvieren, denn die Fellbearbeitung, die Herstellung von Kleidung und Behältern, die Kenntnisse für die Küche unddas Zubereiten von Pemmikan erforderten lange Erfahrung. Hinzu kam die Hilfe bei der Wartung der jüngerer Geschwister, beim Wasser- und Brennholzholen und der Beerenernte. So war der Arbeitstag oft mehr als ausgefüllt. Die sexuelle Aufklärung erfolgte, soweit das noch nötig war, durch die Großmutter. Wenn auch bei den patrilinear ausgerichteten Blackfeet die Frau längst nicht die Rolle im Stammesleben spielte wie bei den mutterrechtlich ausgerichteten Völkern des Ostens, wurde einer Frau, die in allen für die Indianer wichtigen Tugenden wie Fleiß, Geschicklichkeit, Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit erzogen worden war, doch große Achtung entgegengebracht. Frauen und Mädchen verbrachten die Tage während ihrer Menstruation in einem besonderen Tipi und durften weder Fleich essen, noch ihr Gesicht waschen. Auch Haarpflege war verboten. Bevor die Frauen in die Gemeinschaft zurückkehren durften, hatten sie ein Bad in fließendem Wasser zu nehmen, auch im Winter, wo sie oft zuerst das Eis forthacken mußten.
Die Grundausstattung der Kleidung eines Plainsindianers beinhaltet Lendenschurz, Schurzband oder Gürtel, Leggins und Hemd. Wobei man für den Lendenschurz vorzugsweise einen dünnen Wollstoff (z.B. Tradecloth) oder Leder benutzt. Dies gilt auch für Leggins und Hemd. Der Lendenschurz ist ein Rechteck mit den Maßen von ca. 30-35cm x 150-200cm, je nach Statur der jeweiligen Person. Beim Lederlendenschurz wird an den Enden die natürliche Form beibehalten. Zum Nähen der Kleidung und zum Sticken oder Quillen wird getrocknete Sehne verwendet, die aufgeteilt gute Fäden ergibt. Es besteht aber auch die Möglichkeit Kunstsehne (gewachstes Garn) oder Baumwollfaden zu verwenden.